2003, die Pensionierung war noch kein Diskussionsthema, weilte unser Sohn Markus mit seiner da-maligen Freundin in Südamerika. Gespannt folgten wir von zuhause aus ihren Reiseberichten und beneideten die Beiden schon etwas um ihre spannenden Erlebnisse. Damals dachten wir, wie toll es die heutige Jugend doch hat.
Eines Abends, beim Betrachten der schönen Landschaftsbilder, fragte mich Sylvia spontan: Warum machen wir nach Deiner Pensionierung nicht auch eine Reise? Aber nicht einfach eine Ferienreise, nein, eine richtig lange Reise, solange es die Gesundheit erlaubt und immer wieder der Nase nach. Wir müssen nicht zuhause bleiben und warten, um älter zu werden. Eine Idee war geboren, ein Virus geweckt.
Dank Internet und verschiedenen Kontakten folgte eine vertiefte Auseinandersetzung mit der ganzen Thematik. Bestätigt wurden wir bald darauf durch unsere Freunde Marlyse und Dieter Stoll. Obwohl wir es zuerst nicht wussten, kauften sie sich „ihre Kiste“ und machten es uns vor. Für uns stand fest, wir werden unsere Zelte aber möglichst ganz abbrechen und uns mit einem geeigneten Fahrzeug selber auf den Weg machen. Dabei stiessen wir seitens unserer Verwandtschaft und Freunde gar nicht auf so grossen Wiederstand wie zuerst erwartet, auch wenn uns einige als Spinner bezeichneten. Viele fanden es mutig und ermunterten uns.
„Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum“ wurde zu unserem Leitspruch. Dass der Weg zur Er-füllung des Traumes dornenreich sein kann, ahnten wir damals noch nicht.
Ein intensives Studium der verschiedenen Fahrzeugarten, ein Besuch der grossen Freizeit-Messe „Abenteuer & Allrad“ in Bad Kissingen/Deutschland und Gespräche mit verschiedenen Herstellern von Wohnaufbauten folgten. Fahrzeugkategorien wie Landrover, Toyota, Unimog, Duro und so weiter scheiterten an unseren Erwartungen und Vorstellungen in Bezug auf den gewünschten Platz. Wir suchten keine Luxuslösung, aber es sollte genügend Platz für uns drei vorhanden sein (es war nie ein Thema, dass unser Flat coated Retriever Jake nicht dabei sein wird). Wichtig schien uns trotz Geländegängigkeit auch ein vernünftiger Komfort, eine gewisse Autonomie in Bezug auf Wasser und Strom und der Sicherheitsaspekt sollte genügend berücksichtigt werden. Wir entschieden uns für ein neues MAN-Chassis, einen TGM mit verlängerter Kabine (Zusatzbett für Jake) und einem Euro 4-Motor (damals der einzige Motor ohne AD Blue-Zusatzstoff). Als Hersteller für den Aufbau überzeugten uns die Brüder Richard und Felix Lambrigger von der RL-Mobile GmbH in Auw am meisten. Ein Entscheid, den wir nie bereuten. Am 23. Mai 2007 unterzeichneten wir die Verträge. Die Lieferung des Fahrzeuges war auf den November/Dezember 2008 geplant, die Abreise nach der Pensionierung im Frühsommer 2009. Der Countdown begann.
Auf den 1. Juli 2007 mieteten wir auf dem Zeltplatz in Wil/Mettauertal (AG) für zwei Jahre einen leeren Wohncontainer, den wir mit einzelnen unserer Möbel einrichteten. Damit sollte es uns möglich sein, unser Haus in Elfingen in Ruhe zu verkaufen. Zudem wollten wir erste Erfahrungen sammeln, wie es ist, auf engem Raum mit wenig Komfort zusammen zu leben. Anfangs September 2007 veranstalteten wir eine Hausrat-Liquidation, an der wir praktisch unser ganzes übriges Hab und Gut zu günstigen Konditionen verkaufen konnten. Unser Haus war am Abend buchstäblich leer!